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  • AutorenbildBarbara Balbierz

Maggie-Liebe


Ich bin ein Maggi-Kind. Die kleine Flasche stand immer in unserem alten Küchenschrank und kam bei jeder Suppe zum Einsatz. Besonders bei Erbsen- und Linseneintopf durften die dunklen Tropfen nicht fehlen.

Aber es gab auch Auswüchse in unserer Familie. Mein Vater liebte Maggi auf seinem hart gekochten Eiern und meine Mutter und ich liebten das Zeug auf Reibekuchen. Wenn ich das meinen Freundinnen erzählte, schüttelten sie nur angewidert den Kopf.

Schaute ich meiner Mutter beim Kochen zu, gab es – glaube ich – kein Gericht, keine Sauce, in der nicht ein paar Tropfen der würzigen Würze landete. Und was soll ich sagen, bei mir ist es genau so. Auch meine Tochter schockiert ihre Freunde gerne mit der Eröffnung, sie liebe Maggi auf dem Ei und auf Reibekuchen. Meinen Herd verlässt selten eine Sauce ohne ein paar Spritzer. Ich kann nicht dafür. Oder wie Vicomte de Valmont, aus „Gefährliche Liebschaften“ sagen würde: „Da bin ich machtlos.“

Als wir klein waren, lutschten wir manchmal heimlich an der Flasche, denn die getrockneten Tropfen schmeckten uns so gut und zudem war es verboten. Einmal sollte eine Cousine von mir, für den Eintopf, noch schnell eine Flasche Maggi bei Tante Emma kaufen. Sie ließ sich Zeit. Meine Tante wurde langsam sauer und schaute immer wieder aus dem Fenster. Irgendwann sahen wir meine Cousine ganz gemütlich und verträumt die Strasse entlang schlendern und an der Maggi-Flasche nuckeln. Als sie endlich ankam, war die Flasche zu einem drittel leer und meine Tante flippte aus. Aber gut, das Zeug scheint nicht giftig zu sein, auch nicht in hohen Dosen. Meiner Cousine geht es bis heute gut.

Somit ist diese kleine Box eine Hommage an eine etwas schräge Familientradition.

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